Da der Bereich der Orthoptik oft ein Nischendasein im Bereich der Neurorehabilitation fristet, ist es mir ein großes Anliegen, den Bereich Orthoptik und Rehabilitation nach Schlaganfällen und Hirnschädigungen näher zu beleuchten. Des Weiteren ist mir die Abgrenzung zu manchen, aus meiner Sicht unseriösen Behandlungsmethoden, die oft unter dem Sammelbegriff "Augentraining" angeboten werden, sehr wichtig.
Beispiel für Gesichtsfeldausfall (=Hemianopsie) nach links
Durch gezielte Sakkaden (schnelle Blickbewegungen) nach links...
wird das gesamte Bild abgescannt
Das noch vorhandene Gesichtsfeld wird nach links verschoben.
Klient*innen mit dieser Lesestörung überspringen Zeilen, lassen Teile einer Zeile aus, lesen langsam oder nur überblicksartig und deren Lesedauer ist gering.
In diesem Beispiel wird dargestellt, wie eine Betroffene mit Gesichtsfeldausfall nach links (=Hemianopsie nach links) einen gedruckten Text liest. Durch gezieltes Training wird versucht, der Klientin wieder ein "normales" Lesen zu ermöglichen.
Nach der genauen Anamneseerhebung über die Sehprobleme der Betroffenen und dem Testen des Explorationsverhaltens wird ein induvidueller Therapieplan erstellt.
Hierbei wird auf die persönlichen Interessen und Hobbies der Betroffenen eingegangen.
Es empfiehlt sich dabei, auf den Allgemeinzustand des Betroffenen und dessen Belastbarkeit einzugehen. Zusätzlich muss auf weitere neurologische Störungen wie Aphasie (erworbene Störung der Sprache nach einer Schädigung in der linken Gehirnhälfte) oder visuellem Neglect ("Vernachlässigung" einer Seite) eingegangen werden.
Meist haben sich Trainingseinheiten von 45 Minuten bewährt.
Bei leichter betroffenen Patient*innen reichen oft schon 5 Therapieeinheiten, schwerer Betroffene brauchen bis zu 10 Sitzungen oder sogar mehr.